Moderner Wurzelbehandlung auf den Zahn gefühlt

3. September 2019
Foto: Dentalmikroskop
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Alljährlich werden in Österreich über 1 Mio. Zähne gezogen. Das muss nicht immer sein. Wie man den eigenen Zahn am besten erhalten kann, damit beschäftigt sich vom 11. bis 14. September der Biennial Congress of the European Society of Endodontology (ESE) im Austria Center Vienna.

„Ein strahlendes Lächeln steht für Gesundheit und Schönheit. Damit uns dieses Lächeln lange erhalten bleibt, haben wir Endodontologen uns der langfristigen Erhaltung des eigenen Zahns verschrieben,“ so DDr. Johannes Klimscha, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Endodontie (ÖGENDO) und Country Representative bei der ESE. „Der natürliche Zahn ist und bleibt jedem Implantat überlegen“, betont auch sein Kollege Dr. Matthias Holly, Kassier der ÖGENDO.

Jährlich werden über 1 Mio. Zähne entfernt

Dieses Ziel ist angesichts der statistischen Daten nicht leicht zu erreichen. Immerhin werden jährlich in Österreich 765.000 Zähne gezogen und 310.000 operativ entfernt. Das muss nicht immer sein. Bereits erste präventive Maßnahmen, wie regelmäßiges und richtiges Zähneputzen oder die direkte und indirekte Überkappung zum Schutz des Nervens eines geschädigten Zahns, können zahnerhaltend wirken. Laut europäischen Studien, die auf Österreich umlegbar sind, werden bereits in den letzten Jahren stetig weniger Zähne entfernt und die Anzahl der durch Wurzelkanalbehandlungen erhaltbarer Zähne steigt an.

Das Problem an der Wurzel packen

Ist die Zahnpulpa – also der Zahnnerv im Inneren der Zahnhöhle – irreversibel entzündet oder abgestorben muss eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden. „Der Erfolg einer Wurzelbehandlung ergibt sich aus vielen kleinen Arbeitsschritten. Zahnärzte leisten hierbei in ganz Österreich gute Arbeit und viele Zahnschmerzen sowie Entzündungen können rasch durch standardisierte Wurzelbehandlungen beseitigt werden. Die langfristigen Erfolgsquoten liegen allgemein zwischen 60 und 90%. Ein Faktor ist der Ausgangszustand oder die Vorschädigung des jeweiligen Zahnes. „Das Wichtigste dabei auf zahnärztlicher Seite ist die Ausbildung, Erfahrung und Zeit des Behandlers,“ erklärt Klimscha. In Österreich gibt es derzeit 10 Zahnärzte, die sich rein auf Endodontologie – also der Zahnerhaltung durch Wurzelbehandlungen – spezialisiert haben. An die 150 der insgesamt 5.000 weiteren Zahnärzte sind endodontologisch intensiver fortgebildet. „Genau deshalb setzen wir mit dem ESE-Kongress ein Zeichen für die Aus- und Weiterbildung zur Zahnerhaltung,“ betont Klimscha.

Präsentation neuer Erkenntnisse beim Kongress

Das Ziel einer Wurzelbehandlung ist die vollständige Reinigung des Zahninneren vom entzündeten oder abgestorbenen Gewebe sowie die Entfernung der eventuell eingewanderten Bakterien. Wurzelbehandlung ist jedoch nicht gleich Wurzelbehandlung. Denn je genauer diese Reinigung ausgeführt werden kann, umso langfristiger ist ihr Erfolg. Hierzu gibt es neueste Erkenntnisse, die auch bei dem ESE-Kongress präsentiert werden. „Der Einsatz von Kofferdam, neuen Nickel-Titan-Instrumenten, speziellen Operationsmikroskopen und neuartigen biokeramischen Füllmaterialien können so den Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung erheblich erhöhen,“ weiß Holly. Mit dem Kofferdam, das ist ein Gummituch, das um den zu behandelnden Zahn gelegt wird, wird beispielsweise der Zahn besser vom restlichen Mundraum abgeschirmt und damit verhindert, dass Speichel und mögliche Mundbakterien während der Behandlung in den Wurzelkanal kommen. Instrumente aus Nickel-Titan-Legierungen sind viel elastischer als Stahlinstrumente, welche bisher verwendet wurden. Dadurch wird ermöglicht, dass während der Wurzelkanalbehandlung der ursprüngliche Kanalverlauf der Wurzeln besser respektiert werden kann und es zu weniger Bearbeitungsfehlern kommt. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass im Zuge einer Wurzelkanalbehandlungen die Hohlräume bis in die Wurzelspitzen präpariert und desinfiziert werden können.

Über 90% Erfolgsrate bei modernen Wurzelkanalbehandlungen

Dank moderner Operationsmikroskope wird zudem das Zahninnere während der Behandlung besser ausgeleuchtet und vergrößert. Das schafft ideale Voraussetzungen, um alle Bereiche und Nischen des Wurzelkanalsystems zu erkennen und gleichzeitig zu behandeln. Auch der Einsatz elektronischer Längenmessungen, die die Länge des Wurzelkanals exakt bestimmen können, trägt wesentlich zur Behandlungsgenauigkeit bei. „Alles in allem kann bei einer Wurzelkanalbehandlung, die nach dem letzten Stand der Wissenschaft durchgeführt wurde, der Erfolg bei Erstbehandlungen auf 90 – 98 % und bei Revisionsbehandlungen auf 80-90 % gesteigert werden,“ betont Klimscha. Auch wenn der Zahn nach der Wurzelbehandlung nun keine Nerven- und Blutversorgung mehr hat, ist er für den Patienten als vollwertiger Zahn anzusehen. Der erhaltene Zahn kann mit gleicher Festigkeit und Stabilität punkten.

Eigenes Zahnwachstum nach kindlichem Zahnunfall

Bei Kindern ist in der Zahnerhaltung kürzlich ein weiterer Meilenstein erreicht worden. Kommt es nach einem Zahnunfall aufgrund einer Infektion zum Stillstand der Wurzelentwicklung, ist es nun möglich, das Wurzelwachstum durch gezielte und kontrollierte Provokation einer Blutung im Wurzelkanalsystem wieder in Gang zu bringen. Es kommt zu einer Wiederherstellung der Durchblutung des Gewebes und die Zahnwurzel kann sich so bis in die ursprünglich körperlich angedachte Form fertig ausbilden.

Über die IAKW-AG

Die IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien, Aktiengesellschaft) ist verantwortlich für die Erhaltung des Vienna International Centre (VIC) und den Betrieb des Austria Center Vienna. Das Austria Center Vienna ist mit 24 Sälen, 180 Meetingräumen sowie rund 26.000 m² Ausstellungs- und Networkingfläche Österreichs größtes Kongresszentrum und gehört zu den Top-Playern im internationalen Kongresswesen.

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